Jeder Klogang ruft höllische Schmerzen hervor? Das kann an einer chronischen Analfissur liegen. So nennt man einen Einriss der Schleimhaut am After, der länger als einige Wochen besteht. Das klingt unangenehm – und ist es auch. Die gute Nachricht: Eine chronische Analfissur ist behandelbar und heilbar! Lesen Sie hier, wie Sie durch die richtige Pflege die Heilung fördern und die quälenden Symptome lindern.

Chronische Analfissur © Otto Darlanen/Shutterstock.com

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Was genau ist eine chronische Analfissur?

Analfissur ist der medizinische Fachausdruck für einen Einriss im Bereich der Analschleimhaut. Solche Wunden können äusserst schmerzhaft sein, selbst wenn sie nur wenige Millimeter lang sind! Typisch sind starke brennende oder stechende Schmerzen beim Stuhlgang, die manchmal nach wenigen Minuten abklingen, manchmal auch über Stunden andauern. Zudem juckt oder nässt es am Po, häufig findet sich hellrotes Blut am Stuhl oder auf dem Toilettenpapier.

Im günstigsten Fall heilt eine Analfissur innerhalb von einigen Tagen bis Wochen von selbst ab. Dauert das Leiden länger als 6 Wochen an, dann sprechen Ärzte von einer chronischen Analfissur.

Wie entsteht eine chronische Analfissur?

Die häufigste Ursache für eine Analfissur ist harter Stuhl, der sich nur durch starkes Pressen ausscheiden lässt. Beides strapaziert die empfindliche Analschleimhaut enorm, wodurch sie einreissen kann.

Weil wir in diesem Bereich sehr viele Nervenenden haben, ist die Verletzung meist äusserst schmerzhaft. Und genau das setzt einen Teufelskreislauf in Gang: Viele Betroffene meiden den Klogang, so lange es eben geht, wodurch der Stuhl noch mehr eindickt und härter wird. Oft verkrampft sich als Reaktion auf die Schmerzen auch der Schliessmuskel. Dadurch wird das Gewebe weniger durchblutet und schlechter mit Immunzellen versorgt, die Folge sind Wundheilungsstörungen. Auch durch den Krampf selbst können Risse entstehen oder sich vertiefen. So wird aus einer akuten allmählich eine chronische Analfissur.

Besteht die Wunde länger, dann bildet sich aus der Schleimhautverletzung häufig ein tieferes Geschwür. Die Wundränder vernarben und verhärten sich, das Gewebe verliert mehr und mehr seine normale Elastizität.

Beschwerden am Po: Was kann es sonst noch sein?

Schmerzen beim Klogang oder Blut auf dem Stuhl können auch andere Ursachen haben, wie etwa:

  • Hämorrhoiden: Darunter versteht man vergrösserte Blutgefässe im Bereich des Anus. Hämorrhoiden verursachen im Anfangsstadium meist keine Schmerzen – das ist ein wichtiger Unterschied zur Analfissur! Hämorrhoiden können allerdings das Risiko für eine Analfissur erhöhen. Das liegt daran, dass die Analschleimhaut bei Hämorrhoiden oft gereizt und dadurch vorgeschädigt ist.
  • Analabszesse: Ein Analabszess ist eine eitergefüllte Beule im Bereich des Pos. Er entsteht häufig als Folge einer Entzündung winziger Drüsen der Analschleimhaut.
  • Analfisteln: Wenn der Druck in so einer Eiterbeule zu gross wird und sich das Sekret einen Weg nach aussen sucht, kann eine Analfistel entstehen. Das ist ein „unnatürlicher“ Tunnel im Gewebe, der beispielsweise den Schliessmuskel durchdringen kann.

Was genau die Ursache für die Schmerzen ist, kann nur der Arzt feststellen – zumal es schwer ist, die Stelle selbst in Augenschein zu nehmen. Vielen Betroffenen ist das Po-Problem allerdings so peinlich, dass sie den Gang zum Arzt hinauszögern. Leider werden die Symptome mit der Zeit eher schlimmer als besser. Überwinden Sie daher Ihre Scham, anstatt länger als nötig zu leiden!

Die wirksamsten Pflegetipps bei einer chronischen Analfissur

Sehr wichtig bei der Behandlung einer chronischen Analfissur ist es, den Kreislauf aus Schmerzen, Angst und Verkrampfung des Schliessmuskels zu durchbrechen. Das gelingt durch folgende Massnahmen:

1. Regulation des Stuhlgangs
Durch harten Stuhl wird die Analschleimhaut enorm beansprucht und oft jedes Mal aufs Neue verletzt. Bei anhaltender Verstopfung ist es daher unbedingt erforderlich, die Verdauung zu regulieren! Abführmittel sollten Sie besser nur in Absprache mit Ihrem Arzt verwenden. Sie wirken manchmal zu stark und rufen Durchfälle hervor, was ebenfalls ungünstig ist. In erster Linie ist eine ballaststoffreiche Ernährung wichtig. Greifen Sie morgens beispielsweise lieber zu Müsli als zu weissem Toast. Hilfreich sind auch natürliche Quellmittel wie geschroteter Leinsamen, Hafer- und Weizenkleie oder Flohsamenschalen. Sie binden Wasser im Stuhl und halten ihn weich. Wichtig: Dazu immer genug trinken – mindestens 2, besser 3 Liter täglich! Auch körperliche Aktivität sollte Teil Ihres Alltags werden, denn Bewegungsmangel kann Darmträgheit begünstigen.

2. Schmerzlindernde und muskelentspannende Mittel
Damit der Geweberiss abheilen kann und die Schmerzen nachlassen, wird Ihnen der Arzt zur Behandlung der chronischen Analfissur wahrscheinlich schmerzlindernde oder lokal betäubende Salben oder Zäpfchen verschreiben. Dadurch können Sie endlich wieder schmerzfrei auf die Toilette gehen und der verkrampfte Schliessmuskel entspannt sich. Es gibt auch Präparate, die direkt auf eine Muskelentspannung zielen. Wichtig: Waschen Sie sich vor und nach dem Eincremen gut die Hände, um einer Wundinfektion vorzubeugen.

3. Sitzbäder
Einen entspannungs- und durchblutungsfördernden Effekt haben auch temperaturansteigende Sitzbäder. Man beginnt mit einer lauwarmen Wassertemperatur und lässt nach und nach heisses Wasser zufliessen, bis etwa 36 bis 40° C erreicht sind. Danach am besten kurz mit kühlem Wasser abduschen, abtrocknen, warm zudecken und eine Stunde im Bett oder am Sofa entspannen!

4. Schonende Analhygiene mit Wasser
Eine sorgfältige und zugleich schonende Analhygiene ist vor allem in der Akutphase wichtig. Zudem beugen Sie dadurch neuen Einrissen vor! Ungünstig bei einer chronischen Analfissur ist Reibung mit Toilettenpapier, was meist ohnehin starke Schmerzen verursacht. Feuchtes Toilettenpapier ist auch keine gute Alternative, weil diese Tücher sehr viele chemische Stoffe enthalten! Am besten ist es, den Analbereich nach dem Toilettengang vorsichtig mit reinem Wasser zu säubern. Nehmen Sie daher am besten eine kurze Dusche oder benutzen Sie – falls vorhanden – ein Dusch-WC oder Bidet. Auf Seifen, Shampoos oder Intimlotions sollten Sie verzichten, weil diese Mittel die Schleimhaut reizen und austrocknen können.

5. Analdehner
Um einen dauerhaft verkrampften Schliessmuskel zu entspannen, verwendet man bei einer chronischen Analfissur auch sogenannte Analdehner. Das sind kleine Plastikkegel, die man mit etwas Analsalbe vorsichtig in den After einführt. Konsequent über einige Wochen angewendet, kann sich der Analkanal dadurch allmählich entspannen und erlangt wieder seine normale Elastizität und Weite. Lassen Sie sich die korrekte Handhabung von Ihrem Arzt oder Apotheker erklären.

Chronische Analfissur: Letzter Ausweg Operation?

Wenn eine chronische Analfissur trotz konsequenter Pflege nicht verheilt, kann der Arzt sie auch durch einen kleinen operativen Eingriff behandeln. Dabei entfernt er meist einen Teil des unelastischen Narbengewebes rund um den Schliessmuskel herum. Wirklich notwendig ist eine OP zum Glück selten und meist nur, wenn eine chronische Analfissur bereits sehr lange besteht. Daher besser gleich ab zum Arzt, sobald es am Po schmerzt, juckt oder blutet!