Ob mit oder ohne Handicap, irgendwann trifft es jeden: das Fernweh. Und selbstverständlich muss eine körperliche Beeinträchtigung kein Grund sein, auf Weltreisen, Kreuzfahrten oder Städtetrips zu verzichten! Doch um die schönste Zeit des Jahres auch wirklich geniessen zu können, braucht es ein wenig Vorbereitung. Was Sie bei der Suche nach rollstuhlgerechten Hotels beachten sollten und wie Sie mögliche Hürden unterwegs meistern, fassen wir in diesem Beitrag zusammen.

rollstuhlgerechte Hotels © LightField Studios/Shutterstock.com

© LightField Studios/Shutterstock.com

Nichts wie weg – aber wohin?

Ob Outdoor-Sport auf Mallorca, Segeltörn in Schweden oder Roadtrip in den USA: Nichts ist unmöglich, auch für Reisende im Rollstuhl! Berücksichtigen Sie bei der Planung aber die lokalen Bedingungen vor Ort. In der Hauptsaison herrscht in beliebten Urlaubsdestinationen oft dichtes Gedränge, was im Rollstuhl rasch einmal unangenehm werden kann. Oft hilft es schon, die Reise in die Nebensaison zu verlegen! Leichter haben Sie es generell in Destinationen, in denen Barrierefreiheit gross geschrieben wird – wie beispielsweise in den skandinavischen Ländern, den USA oder Kanada.

Barrierefrei unterwegs: Die An- und Abreise im Rollstuhl

Fast alle Verkehrsmittel sind mittlerweile auch für Menschen mit Handicaps zugänglich – lediglich Fernbusse sind oft ein schwieriges Kapitel. Folgendes sollten Sie bei der Planung berücksichtigen:

Anreise mit der Bahn

Rollstuhlreisen auf Schiene sind in der Schweiz und im EU-Raum in der Regel problemlos möglich. Wichtig ist bloss die rechtzeitige Voranmeldung, damit man Ihnen einen geeigneten Sitzplatz reserviert und bei Bedarf an den Ein-, Um- und Ausstiegsbahnhöfen eine Assistenz zur Verfügung stellt. Fast alle grösseren Bahnhöfe sind mittlerweile mit Ein- und Ausstiegshilfen ausgestattet. Oft darf eine Begleitperson kostenlos mitfahren. Informieren Sie sich im Vorhinein, ob Züge und Bahnhöfe auch mit barrierefreien Toiletten ausgestattet sind!

Anreise mit dem Flugzeug

Auch bei Flugreisen im Rollstuhl ist die rechtzeitige Anmeldung das Um und Auf. Geben Sie der Airline bereits bei der Buchung bekannt, welche Art der Einschränkung Sie haben und welche Hilfsmittel Sie nutzen. In der Regel erhalten Sie am Flughafen eine Assistenz, die Sie vom Einchecken bis hin zum Gate begleitet und sich um Ihr Gepäck kümmert. Der Rollstuhl selbst wird ebenfalls mit dem Gepäck abgegeben. Im Flugzeug wird Ihnen die Airline einen eigenen Rollstuhl zur Verfügung stellen, der an die beengten Verhältnisse an Bord angepasst ist. Der einzig heikle Punkt können die Bordtoiletten sein. Erkundigen Sie sich, ob sie im Rollstuhl befahrbar sind!

Das richtige Hotel – so gehen Sie auf Nummer Sicher

Rollstuhlgerechte Hotels finden Sie mittlerweile an allen beliebten Urlaubsorten. In den Suchmasken der wichtigsten Online-Vergleichsportale können Sie bequem nach barrierefreien Unterkünften filtern. Wir empfehlen Ihnen trotzdem, vor Ihrer Buchung zur Sicherheit direkt mit dem Hotel telefonisch oder per Mail die Details abzuklären! So vermeiden Sie böse Überraschungen vor Ort.

Hier eine kurze Checkliste, worauf Sie rollstuhlgerechte Hotels abklopfen sollten:

  • Falls Sie mit dem PKW anreisen: Gibt es geeignete Parkplätze in Eingangsnähe?
  • Ist der Zugang zum Hotel barrierefrei gestaltet (stufenloser Eingang, Rampe oder Aufzug, keine Rotations- oder Karrusseltüren)? Gibt es einen erniedrigten Rezeptionstresen?
  • Ist der Aufzug im Hotel breit genug für Ihren Rollstuhl?
  • Wie breit sind Türrahmen und Flure? Rollstuhlgerechte Hotels sollten über mindestens 90 cm breite Türen und 150 cm breite Flure verfügen.
  • Sind Hotelbar, Hotelrestaurant und Wellness-Einrichtungen problemlos zugänglich?
  • Wie rollstuhlgerecht sind die Aussenanlagen? Sind die Wege im Hotelgelände befestigt?
  • Falls das Hotel über einen Pool verfügt: Gibt es einen Lifter, damit Sie problemlos ins Wasser gelangen?
  • Gibt es im gesamten Hotelgelände barrierefreie WCs oder nur in Ihrem Hotelzimmer?

Ein wesentlicher Punkt ist natürlich das Hotelzimmer selbst! Erkundigen Sie sich nach folgenden Details:

  • Ist das Bett von mehreren Seiten befahrbar? Gibt es einen Lifter, um den Umstieg vom Bett in den Rollstuhl zu erleichtern?
  • Sind Bedienelemente wie Schalter, Türöffner oder Steckdosen in Greifhöhe angebracht? Gibt es erniedrigte Fenster und Spiegel?
  • Ist das Hotelzimmer geräumig genug, damit Sie mit dem Rollstuhl problemlos drehen und wenden können?

Besonderes Augenmerk sollten Sie auf Badezimmer und WC legen. In der Schweiz bieten gehobene rollstuhlgerechte Hotels häufig sogar Zimmer mit Closomat Dusch-WCs an, wie Sie viele Menschen mit Handicaps von zu Hause kennen. Erkundigen Sie sich danach!

Auch die folgenden Kriterien sollten Sie prüfen:

  • Gibt es eine befahrbare Dusche mit Haltegriffen und Duschstuhl? Ist ein Hublift eingebaut?
  • Ist der Waschtisch unterfahrbar und befinden sich die Ablageflächen in geeigneter Höhe?
  • Ist die Toilette mit Haltegriffen ausgestattet? Verfügt Sie eventuell sogar über Aufstehhilfen oder Lifter?

Seien Sie bei der Auswahl Ihres Hotels ruhig pingelig! Schliesslich wollen Sie die schönste Zeit des Jahres ohne Unannehmlichkeiten geniessen.

Unterwegs mit dem Rollstuhl: Wo haben Sie freie Fahrt?

Ein rollstuhlgerechtes Hotel ist das Mindeste, doch natürlich sollte Ihnen auch die unmittelbare Umgebung möglichst wenig Hindernisse in den Weg legen. Recherchieren Sie daher, ob es barrierefreie Restaurants, Bars und Cafés in der Nähe gibt. Eventuell kann Ihnen der Kunden-Service des Hotels Auskunft geben. Bei Städtetrips sollten Sie auch prüfen, wie barrierefrei das öffentliche Verkehrsnetz ist.

In vielen Urlaubsdestinationen gibt es mittlerweile spezielle Angebote für Urlauber im Rollstuhl, wie etwa barrierefreie Stadtführungen. An griechischen und zypriotischen Stränden wurden in den letzten Jahren an mehr als 30 Standorten sogenannte Seatrac-Anlagen errichtet, wo mobilitätsbeeinträchtigte Menschen auf speziellen Stühlen über ein Schienensystem ins Wasser gleiten können.

Gehören Sie zu den sportlich Aktiven? Dann recherchieren Sie, wo es barrierefreie Handbike-Routen gibt! Oder suchen Sie nach speziellen Outdoor-Angeboten: Auf Mallorca können Menschen mit Handicaps beispielsweise im Tauchanzug die Unterwasserwelt erkunden oder in sogenannten Blokarts – eine Art Strandsegler – Fahrt aufnehmen. Falls Sie in der Heimat bleiben wollen: An Schweizer Seen wie beispielsweise dem Brienzersee gibt es spezielle Kajak-Angebote für mobilitätseingeschränkte Menschen.

Auch eine Weltreise im Rollstuhl muss dank spezialisierter Reiseveranstalter kein unerfüllbarer Traum sein. Denn selbst in exotischen Ländern wie Namibia gibt es rollstuhlgerechte Hotels und Angebote für Safari-Touren im Rollstuhl!

Bleiben Sie flexibel!

Das Fernweh kann also auch im Rollstuhl problemlos gestillt werden – es braucht lediglich etwas mehr Vorbereitungsarbeit, damit Ihnen unterwegs und im Hotel wortwörtlich nichts im Wege steht. Doch auch bei bester Planung sollten Sie mit Pannen, Pleiten und der einen oder anderen Treppenstufe rechnen. Legen Sie sich daher immer einen Plan B zurecht, falls Sie auf unerwartete Hindernisse stossen. Und denken Sie daran: Nette Menschen, die Ihnen bei Schwierigkeiten behilflich sind, gibt es an jedem Ort der Welt!